LITERATUR: LITERATUR!
PETER KURZECK: FRANKFURT-PARIS-FRANKFURT
Ein Abend mit Rudi Deuble
Moderation: Norbert Wehr
Ausgefallen wegen Krankheit. Wird nachgeholt
LeseRaum in der Akazienallee, Essen
»In Paris im Herbst 1977. Der deutsche Herbst.« Der Abschluss von Kurzecks Chronik Das alte Jahrhundert
Spätsommer, bald Herbst 1977. Der Erzähler Peter und seine Freundin Sibylle kommen nach Frankfurt am Main. Seit drei Jahren zusammen und immer noch dabei, sich ihr Leben zu erzählen. Peter arbeitet an seinem ersten Buch. Eine Zeit der Anfänge und des Aufbruchs. Die Zeit der Schleyer-Entführung, Straßensperren, Razzien. Peter muss seinen Freund Jürgen über die Grenze nach Frankreich bringen. Später wollen sie sich in Paris treffen. Auf der Fahrt dorthin: Grenzkontrollen, ein Gewitter, nachts der Autounfall in Meaux. Dann Paris, und der Himmel fängt an zu leuchten. Mit ihm die Bars, die Nächte, die Märkte, das Essen, französische Zigaretten und das Leben.
Den Roman Frankfurt – Paris – Frankfurt hat Peter Kurzeck schon 1995 vollständig abgeschlossen, später sah er ihn als zehnten Band der Chronik Das alte Jahrhundert vor. Es ist das erste vollendete Manuskript aus diesem Romanzyklus – und gleichzeitig das letzte, das erscheint. So schließt sich ein Kreis. Als wäre der Roman ein Auftakt, ein Prolog, der von den Wegen berichtet, die hier zum ersten Mal gegangen werden.
Peter Kurzeck, geboren 1943 in Böhmen, aufgewachsen in Staufenberg bei Gießen. Später lebte er in Frankfurt am Main und Uzès (Südfrankreich). Von dieser Anfangszeit in Frankfurt und der Arbeit an seinem ersten Roman handelt das Parisbuch. Ab 1992 schrieb er an der autobiografischen Romanfolge Das alte Jahrhundert. Er erhielt zahlreiche Literaturpreise, u. a. den Alfred-Döblin- und den Robert Gernhardt-Preis. Kurzeck starb 2013 in Frankfurt am Main.
Rudi Deuble, geboren 1952 in Neuenbürg. Studium der Germanistik und Politikwissenschaft, betreute ab 1990 Peter Kurzeck beim Verlag Stroemfeld/Roter Stern. Heute sein Nachlassverwalter. Verlagsvertreter. Deuble lebt in Frankfurt am Main.
Eine Kooperation im Rahmen der Reihe LITERATUR: LITERATUR! der Literarischen Gesellschaft Ruhr e.V. mit Schreibheft, Zeitschrift für Literatur, und der Buchhandlung Proust
Gefördert von der Alfred und Claire Pott-Stiftung
GAEA SCHOETERS: TROPHÄE
Moderation: Lisa Mensing
Mittwoch, 27. November 2024, 19.30 Uhr
LeseRaum in der Akazienallee, Essen
Trophäe, Gaea Schoetersʼ preisgekrönter Roman, ist von einer außerordentlichen erzählerischen Wucht. Die Tiefenschärfe, mit der sie die Geräusche und Gerüche der Natur beschreibt, lässt einen sinnlich erleben, was einen moralisch an die Grenzen zwischen Richtig und Falsch führt.
Hunter, steinreich, Amerikaner und begeisterter Jäger, hatte schon fast alles vor dem Lauf. Endlich bietet ihm sein Freund Van Heeren ein Nashorn zum Abschuss an. Hunter reist nach Afrika, doch sein Projekt, die Big Five vollzumachen, wird jäh von Wilderern durchkreuzt. Hunter sinnt auf Rache, als ihn Van Heeren fragt, ob er schon einmal von den Big Six gehört habe. Zunächst ist Hunter geschockt, aber als er die jungen Afrikaner beim flinken Jagen beobachtet … Ein Roman von radikaler Konsequenz.
Trophäe ist ein „ethischer Mindfuck“ (Dimitri Verhulst) – provokant, radikal und eine erzählerische Ausnahmeerscheinung. Am Ende bleibt die Frage: Was ist ein Menschenleben wert?
Gaea Schoeters, geboren 1976, ist eine flämische Autorin, Journalistin, Librettistin und Drehbuchautorin. 2012 gewann sie den Großen Preis Jan Wauters für ihren kreativen Umgang mit Sprache. Für Trophäe wurde sie mit dem Literaturpreis Sabam for Culture ausgezeichnet.
Lisa Mensing, Literaturwissenschaftlerin und Literaturübersetzerin, lebt in Münster. 2024 Förderpreis des Literaturpreises der Kunststiftung NRW – Straelener Übersetzerpreis.
https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/videos/gaea-schoeters-trophae-video-100.html
Eine Kooperation im Rahmen der Reihe LITERATUR: LITERATUR! der Literarischen Gesellschaft Ruhr e.V. mit Schreibheft, Zeitschrift für Literatur, und der Buchhandlung Proust
Gefördert von der Alfred und Claire Pott-Stiftung
MARIA STEPANOVA: DER ABSPRUNG
Moderation: Katharina Narbutovič
Mittwoch, 22. Januar 2025, 19.30 Uhr
LeseRaum in der Akazienallee, Essen
Wie schreiben, wenn die Wörter im Mund zerfallen? Was tun, wenn das eigene Land nur noch für Tod und Zerstörung steht?
Die Schriftstellerin M., seit einigen Monaten im europäischen Exil, bricht ins Nachbarland auf – ein Festival hat sie zu Lesungen eingeladen. Die Reise ist voller Pannen: der vorgesehene Anschlusszug existiert nicht, das Ladekabel des Telefons geht verloren. Auf dem Grenzbahnhof in F. wartet niemand, der Kontakt zu den Veranstaltern ist abgebrochen.
Die Lage erfüllt sie mit Erleichterung. M. durchstreift die Stadt, und was ihr begegnet, sind lauter Freiheitsversprechen: ein Escape Room, ein Wanderzirkus, eine flüchtige Bekanntschaft – und am Ende die langersehnte Chance, ihre Identität loszuwerden und zu verschwinden. Aber kann das gelingen?
Die Geschichte spielt im Sommer 2023: Russlands Krieg gegen die Ukraine endet nicht. Metaphern und Anspielungen, von Thomas Hobbes bis Paul Bowles, durchziehen Stepanovas fesselnde, an Wahrnehmungen und Gedanken reiche Prosa. Hat sie, die Nabokov-Leserin, eine Einladung zur Selbst-Enthauptung geschrieben? Es bleibt an uns, den Lesern und Leserinnen, ob wir ihren „Absprung“ als Akt der Befreiung oder der Verneinung verstehen wollen.
Maria Stepanova, geb. 1972 in Moskau, lebt zur Zeit im Exil in Berlin. Schriftstellerin und Essayistin, erhielt 2023 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Buchveröffentlichungen in deutscher Sprache: Nach dem Gedächtnis (2018), Der Körper kehrt wieder (2020), Mädchen ohne Kleider (2022), Winterpoem 20/21 (2023), Im Innern eines Vokals (2024), Der Absprung (2024); alle übersetzt von Olja Radetzkaja.
Katharina Narbutovic, 1967 geboren, lebt in Berlin. Lektorin, Übersetzerin und Publizistin. Stationen beim Literarischen Colloquium Berlin (LCB) und beim DuMont-Verlag. Von 2008-2017 Leiterin des Künstlerprogramms des DAAD. Seit 2017 im Bundespräsidialamt zuständig für Kunst, Kultur, Kirchen und Religionsgemeinschaften.
Eine Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft Ruhr im Rahmen von LITERATUR: LITERATUR!
Gefördert von der Alfred und Claire Pott-Stiftung