LITERATUR: LITERATUR! … und andere Veranstaltungen

ANGELA STEIDELE: INS DUNKEL
Moderation: Beate Scherzer
Montag, 29. September 2025, 19.30 Uhr
Filmstudio Glückauf, Essen

Ins Dunkel ist Screwball-Komödie und Melodram, Tragödie und Romanze in einem: ein Roman als Film, glamourös und hochpolitisch. In raffinierten Rückblenden, mit Tempo und Timing verhandelt er das Verhältnis von Literatur, Film und Macht in Zeiten inszenierter Wirklichkeiten.
Wir sitzen im Dunkeln. Auf der Leinwand treffen sich Greta Garbo und Erika Mann 1969 in den Schweizer Bergen und erinnern sich. Wie war das noch mit Marlene Dietrich und der gemeinsamen Geliebten? Als der Film den Nerv der Zeit traf und die Deutschen Hollywood und ganz Amerika durcheinanderwirbelten. Mit Erika Manns antifaschistischem Kabarett Die Pfeffermühle, während die ganze Welt ins Dunkel glitt? Mit der Zensur nach 1933 auch in den USA? Ach – und wie gut kannten sich eigentlich Greta Garbo und Marlene Dietrich? Wer traute sich mehr auf der Leinwand? Und im Leben?
Wissenschaftlich recherchieren – literarisch schreiben ist   Markenzeichen in Werken wie Geschichte einer Liebe: Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens (2010), Anne Lister. Eine erotische Biographie (2017), Zeitreisen (2018), Poetik der Biographie (2019) und In Männerkleidern. Das verwegene Leben der Catharina Linck alias Anastasius Rosenstengel, hingerichtet 1721 (2021). Für ihren Roman Rosenstengel (2015) erhielt sie den Bayerischen Buchpreis. Aufklärung. Ein Roman war 2023 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert und wurde mit dem Klopstock-Preis für neue Literatur ausgezeichnet. Steidele, geb. 1968, lebt in Köln.

EIN STARKES STÜCK KINO!

Eine Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft Ruhr im Rahmen von LITERATUR: LITERATUR!
in Kooperation mit Essener Filmkunsttheater
Gefördert von der Alfred und Claire Pott-Stiftung
Tickets: https//filmspiegel-essen.de/veranstaltungen/2025-09-29_19-30_angela-steidele-ins-dunkel/
Eintritt € 20.- / erm. € 10.-


NADJA KÜCHENMEISTER: DER GROSSE WAGEN

Moderation: Susanne Engling
Mittwoch, 1. Oktober 2025, 19.30 Uhr
Buchhandlung Proust, Essen

Es beginnt in Berlin, Köln oder Lissabon. Es beginnt im Frühling, mit einem Himmel, der keinen Wolkenfaden zieht. Das Leben kehrt zurück, und damit kehren auch die Erinnerungen zurück an werkelnde Kinder im Keller, an Tau auf Märzenbechern und Margeriten und an Gespenster, die unter der Dusche Monologe halten. Jemand geht durch die verwinkelten Straßen einer Stadt, auf dem Miradouro da Graça spiegelt sich das Licht vom Bahnhof Wuhletal. Warum also pausieren, wenn der Wind einen anhebt wie ein Blatt Papier?
Alles geschieht gleichzeitig: Während man Teppichstange um Teppichstange älter wird, läuten die Glocken der Mater Dolorosa in die Lücke hinein, die der Regen lässt. Man muss sich demnach in die Schlaufe hängen, damit die Kurve einen nicht erledigt. Aber die Toten geben keine Ruhe – mit frisch geschnittenen Fingernägeln fällt es leichter, ihnen zu begegnen. Wie viel Kaffee soll man noch trinken, bevor man die Heizkörper kalt werden lässt?, fragt Nadja Küchenmeister in ihrem Langgedicht Der Große Wagen. Unaufhörlich sickert hier die Vergangenheit in die Gegenwart wie das Wasser des Tejo in den Atlantik, und nur eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Gelb wird wichtiger.
Nadja Küchenmeister, geboren 1981 in Berlin, lebt dort als freie Schriftstellerin. Für ihre viel beachteten Gedichtbände  erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Mondseer Lyrikpreis (2010), den Ulla-Hahn-Autorenpreis (2012), den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis (2015) sowie den Basler Lyrikpreis (2022).

Eine Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft Ruhr im Rahmen von LITERATUR: LITERATUR!
in Kooperation mit der Buchhandlung Proust
Gefördert von der Alfred und Claire Pott-Stiftung
Tickets über die Buchhandlung Proust
Eintritt € 15.- / erm. € 10.-

 

PETER WATERHOUSE: Z YPSILON X
Moderation: Norbert Wehr
Mittwoch, 22. Oktober 2025, 19.30 Uhr
LeseRaum in der Akazienallee, Essen

„Auf einmal liest man Peter Waterhouse und begreift, was ein Roman sein kann; so unendlich reich an Sprachmöglichkeiten, so anders als alles andere, das man liest; man lernt, neu zu lesen, und vielleicht lernt man, neu zu schreiben, ein neuer Anfang, ein neues Buch“ (Tomas Espedal)

Niemand in der Familie sprach gern über den Großvater, der als Hauptschriftleiter eine zentrale Rolle in der österreichischen NS-Propaganda innegehabt hatte. Niemand beachtete die Bücher, die dieser gesammelt hatte, Bücher von Karl Kraus, Peter Altenberg und vielen anderen, die in den Regalen der Nachkommen zusehends verstaubten. Niemand – bis hundert Jahre nach dem Tod des Großvaters das Enkelkind in ihnen zu lesen beginnt und eine ungeahnte Gegenwelt entstehen lässt. Eine Welt des Zögerns und Fragens, konturiert durch Anstreichungen und Randnotizen, Widmungen und Lesezeichen, in der das Wort nicht dem kriegstreibenden „Voran“ und der Gewalt gewidmet wird, sondern all dem Unterbrochenen, Leisen, Möglichen, das scheinbar noch die Vergangenheit zu verändern weiß.
Ein Familienepos und Antikriegsroman mit der sprachlichen Schärfe Karl Kraus‘ und der epischen Weite Marcel Prousts – Peter Waterhouse‘ Opus magnum Z Ypsilon X ist ein Manifest für die Offenheit, für die Möglichkeit, vor allem aber: ein literarisches Jahrhundertwerk.
Peter Waterhouse, 1956 in Berlin geboren, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Wien. Waterhouse veröffentlichte Lyrik, Theaterstücke, Essays und Romane, wofür er zahlreiche Auszeichnungen wie den H.C. Artmann-Preis, den Erich-Fried-Preis und den Ernst-Jandl-Preis erhielt. 2012 wurde er mit dem Großen Österreichischen Staatspreis gewürdigt.

Eine Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft Ruhr im Rahmen von LITERATUR: LITERATUR!
Gefördert von der Alfred und Claire Pott-Stiftung
Tickets über die Buchhandlung Proust
Eintritt € 15.- / erm. € 10.-

 

RALF ROTHMANN: MUSEUM DER EINSAMKEIT
Moderation: Norbert Wehr
Montag, 17. November 2025, 19.30 Uhr
LeseRaum in der Akazienallee, Essen

„Jede wahre, jede leuchtende Kurzgeschichte hat einen romanlangen Schatten“, schrieb Ralf Rothmann einmal und stellt es mit Museum der Einsamkeit erneut unter Beweis. Ob er von dem „Budenzauber“ eines kleinen Jungen erzählt, der während der Abwesenheit der Eltern den weinenden Bruder tröstet, oder von einer Dozentin, die ihre Mutter in ein Seniorenheim mit seltsamen Kratzspuren an den Türen gibt, ob er einen Handlanger an der Seelenkälte der Maurer oder einen Pfarrer, dessen Tochter stirbt, an Gott verzweifeln lässt – immer offenbart sich uns eine „Wahrheit hinter der Wahrheit“, was nicht zuletzt an der Spannkraft und der magischen Genauigkeit von Ralf Rothmanns Sprache liegt.
Um Würde oder ihr Fehlen geht es in diesen neun Erzählungen, in denen die Menschen sich bemühen, dem Ideal eines halbwegs gelungenen Lebens etwas näher zu kommen – oder doch am Ende nicht allzu zerknirscht dazustehen. Vom Alleinsein versehrt sind manche, »Engel auf Krücken«, die ahnen, dass es nicht unbedingt Flügel braucht, um über sich und die Umstände hinauszugelangen; Liebe würde schon genügen.
Ralf Rothmann, 1953 in Schleswig geboren, wuchs im Ruhrgebiet auf, lebt seit 1976 in Berlin. Nach der Volksschule machte er eine Maurerlehre, arbeitete mehrere Jahre auf dem Bau und danach in verschiedenen Berufen (u.a. als Drucker, Krankenpfleger und Koch). Zahlreiche Preise; Buchveröffentlichung, zuletzt: Museum der Einsamkeit. Erzählungen (2025)

Eine Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft Ruhr im Rahmen von LITERATUR: LITERATUR!
Gefördert von der Alfred und Claire Pott-Stiftung
Tickets über die Buchhandlung Proust
Eintritt € 15.- / erm. € 10.-

 

AUSSERDEM

„BLICK AUF FRAUEN DEN KRIEG IM BLICK“
Literarische-Musikalische Matinée

im Gedenken an die ukrainische Schriftstellerin Victoria Amelina
mit Silvia Weiskopf, Diana Matut und Till Beckmann (Texte)
sowie Rüdiger Beckemeier und Thomas Dörr (Musik)
eingerichtet von Beate Scherzer und Johannes Günnewig
Sonntag,  28. September 2015, 12.00 Uhr
LeseRaum in der Akazienallee, Essen

Victoria Amelina, ukrainische Autorin, Dichterin und Menschenrechtsaktivistin, geboren 1986 in Lviv, gestorben am 1. Juli 2023 in Dnipro. Sie schrieb Romane und Kinderbücher, eine Sammlung ihrer Gedichte erschien posthum. 2021 gründete sie in dem Ort Nju-Jork im Donezk das New York Literature Festival. 2023 gab sie das Kriegstagebuch des Anfang 2022 von russischen Soldaten ermordeten Kinderbuchautors Wolodymyr Wakulenko heraus. Im Juni 2023 wurde sie in Kramatorsk durch eine russische Rakete tödlich verletzt.
Pressestimmen zum Buch, das posthum erschien: „Forget Habermas, read Victoria Amelina“ – Franziska Davies, substack.com / „Wer angesichts der militärischen und geopolischen Lage die Abtretung der besetzten Gebiete an Russland für alternativlos hält, sollte Victoria Amelinas überlieferte Reportage lesen.“ – Claudia Dathe, Frankfurter Allgemeine Zeitung / „Dieses Buch wird Sie zum Lachen, zum Weinen und Staunen über die Widerstandsfähigkeit der Ukraine bringen. Nichts, was ich oder meine Kollegen berichten können, wird jemals so wirkungsvoll sein.“ – Christina Lamb, Sunday Times / „Amelinas Buch begann als Tagebuch. Als sie sich aufmachte, Beweise für russische Kriegsverbrechen zu sammeln, entwickelte es sich zu einer Art Detektivgeschichte. Man könnte es auch als Schlachtruf betrachten.“ – Rebecca Donner, New York Times / „Amelinas Abwesenheit ist auf jeder Seite zu spüren.“ – Rachel Cook, The Guardian

Der Eintritt ist frei. Spenden für die ukrainische Menschenrechtsorganisation Truth Hounds sind willkommen
Wir bitten um Voranmeldung: beate.scherzer@gmail.com

 

ANDREAS WILINK: WENN ES ANDERS WÄRE
Buchvorstellung / Lesung
Freitag, 31.Oktober 2025, 19.30h
LeseRaum in der Akazienallee, Essen

Erzählung eines Lebens und was darin fehlt.
Das komplexe Verhältnis zu einem jüngeren Mann wird zum Anlass einer bis in die Kindheit zurückreichenden Selbstbefragung. Ein weites Panorama an Begegnungen und Freundschaften öffnet den Blick auf die unabänderlich wiederkehrenden Lebensmuster. Was fehlt hier? Und warum?
Ein Selbstbild aus Begegnungen, Beziehungen und Bezügen: In den Höhen und Tiefen einer intensiven Freundschaft und Liebe zu einem jüngeren Künstler verdichtet Andreas Wilink die eigenen Charakterprägungen. Die Frage nach dem Woher und Warum führt zurück zu den Familienverhältnissen, die seinem Gefühlsleben für immer die Richtung gaben, zu all den sich nie ganz erfüllenden Lieben und zu Freundschaften, in denen sich das Eigene immer gespiegelt hat – von der Schulzeit bis in die Jahre seiner Arbeit als Journalist, die ihn sehr nah an berühmte Menschen und deren Schicksale brachte. Das Ergebnis ist eine sprachlich feinnervige und sehr persönlich erzählte Lebens- und Mentalitätsgeschichte vor dem Hintergrund der deutschen und internationalen Kulturwelt.
Andreas Wilink, geboren 1957 in Bocholt, ist Kulturjournalist und Theater- und Filmkritiker. Er lebt in Düsseldorf. Seit den 80er-Jahren war er Redakteur der Westdeutschen Zeitung, wechselte dann für kurze Zeit zur Süddeutschen Zeitung, bevor er 2003 das Magazin kultur.west mitbegründet und bis 2018 geleitet hat. Als Autor schrieb und schreibt er u. a. für WDR, Deutschlandfunk, nachtkritik und Theater heute. Für die Berliner Festspiele hat er als Juror sechs Jahre lang die Auswahl des Berliner Theatertreffens mitbestimmt. 2019 erschien seine Essaysammlung Aus der Fernnähe. Begegnungen mit Theater- und Filmkünstlern ebenfalls im C. W. Leske Verlag

Karten in der Buchhandlung Proust
Eintritt: € 10.-

 

MARK ROSEMANN / VORTRAG UND LESUNG
Dienstag, 18. November 2025, 19.30h
LeseRaum in der Akazienallee, Essen

Mark Roseman, ein britischer Historiker, ist der Verfasser eines Buchs über Marianne Strauß-Ellenbogen, eine deutsche Jüdin aus Essen, die zwischen 1943 und 1945 vom Essener „BUND – Gemeinschaft für sozialistisches Leben“ versteckt wurde und dadurch überlebte,  außerdem eines Buchs über den BUND, das er 2020 bei uns vorstellen wollte, wegen der Pandemie aber ausfallen musste. Wir holen die Buchvorstellung nach, begleitend zur Ausstellung in der Alten Synagoge über Dore Jacobs (Gründerin des BUND, gemeinsam mit ihrem Ehemann Artur Jacobs).

Karten in der Buchhandlung Proust
Eintritt: € 10.-

05. Dezember 2018 von literadmin
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