LITERATUR: LITERATUR!

MARIA STEPANOVA: DER ABSPRUNG
Moderation: Katharina Narbutovič
Mittwoch, 22. Januar 2025, 19.30 Uhr
LeseRaum in der Akazienallee, Essen

Wie schreiben, wenn die Wörter im Mund zerfallen? Was tun, wenn das eigene Land nur noch für Tod und Zerstörung steht?
Die Schriftstellerin M., seit einigen Monaten im europäischen Exil, bricht ins Nachbarland auf – ein Festival hat sie zu Lesungen eingeladen. Die Reise ist voller Pannen: der vorgesehene Anschlusszug existiert nicht, das Ladekabel des Telefons geht verloren. Auf dem Grenzbahnhof in F. wartet niemand, der Kontakt zu den Veranstaltern ist abgebrochen.
Die Lage erfüllt sie mit Erleichterung. M. durchstreift die Stadt, und was ihr begegnet, sind lauter Freiheitsversprechen: ein Escape Room, ein Wanderzirkus, eine flüchtige Bekanntschaft – und am Ende die langersehnte Chance, ihre Identität loszuwerden und zu verschwinden. Aber kann das gelingen?
Die Geschichte spielt im Sommer 2023: Russlands Krieg gegen die Ukraine endet nicht. Metaphern und Anspielungen, von Thomas Hobbes bis Paul Bowles, durchziehen Stepanovas fesselnde, an Wahrnehmungen und Gedanken reiche Prosa. Hat sie, die Nabokov-Leserin, eine Einladung zur Selbst-Enthauptung geschrieben? Es bleibt an uns, den Lesern und Leserinnen, ob wir ihren „Absprung“ als Akt der Befreiung oder der Verneinung verstehen wollen.
Maria Stepanova, geb. 1972 in Moskau, lebt zur Zeit im Exil in Berlin. Schriftstellerin und Essayistin, erhielt 2023 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Buchveröffentlichungen in deutscher Sprache: Nach dem Gedächtnis (2018), Der Körper kehrt wieder (2020), Mädchen ohne Kleider (2022), Winterpoem 20/21 (2023), Im Innern eines Vokals (2024), Der Absprung (2024); alle übersetzt von Olja Radetzkaja.
Katharina Narbutovic, 1967 geboren, lebt in Berlin. Lektorin, Übersetzerin und Publizistin. Stationen beim Literarischen Colloquium Berlin (LCB) und beim DuMont-Verlag. Von 2008-2017 Leiterin des Künstlerprogramms des DAAD. Seit 2017 im Bundespräsidialamt zuständig für Kunst, Kultur, Kirchen und Religionsgemeinschaften.

Eine Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft Ruhr im Rahmen von LITERATUR: LITERATUR!
Gefördert von der Alfred und Claire Pott-Stiftung

 

PETER KURZECK: FRANKFURT-PARIS-FRANKFURT
Ein Abend mit Rudi Deuble
Moderation: Norbert Wehr
Donnerstag, 13. Februar 2025, 19.30 Uhr
LeseRaum in der Akazienallee, Essen

»In Paris im Herbst 1977. Der deutsche Herbst.« Der Abschluss von Kurzecks Chronik Das alte Jahrhundert

Spätsommer, bald Herbst 1977. Der Erzähler Peter und seine Freundin Sibylle kommen nach Frankfurt am Main. Seit drei Jahren zusammen und immer noch dabei, sich ihr Leben zu erzählen. Peter arbeitet an seinem ersten Buch. Eine Zeit der Anfänge und des Aufbruchs. Die Zeit der Schleyer-Entführung, Straßensperren, Razzien. Peter muss seinen Freund Jürgen über die Grenze nach Frankreich bringen. Später wollen sie sich in Paris treffen. Auf der Fahrt dorthin: Grenzkontrollen, ein Gewitter, nachts der Autounfall in Meaux. Dann Paris, und der Himmel fängt an zu leuchten. Mit ihm die Bars, die Nächte, die Märkte, das Essen, französische Zigaretten und das Leben.
Den Roman Frankfurt – Paris – Frankfurt hat Peter Kurzeck schon 1995 vollständig abgeschlossen, später sah er ihn als zehnten Band der Chronik Das alte Jahrhundert vor. Es ist das erste vollendete Manuskript aus diesem Romanzyklus – und gleichzeitig das letzte, das erscheint. So schließt sich ein Kreis. Als wäre der Roman ein Auftakt, ein Prolog, der von den Wegen berichtet, die hier zum ersten Mal gegangen werden.
Peter Kurzeck, geboren 1943 in Böhmen, aufgewachsen in Staufenberg bei Gießen. Später lebte er in Frankfurt am Main und Uzès (Südfrankreich). Von dieser Anfangszeit in Frankfurt und der Arbeit an seinem ersten Roman handelt das Parisbuch. Ab 1992 schrieb er an der autobiografischen Romanfolge Das alte Jahrhundert. Er erhielt zahlreiche Literaturpreise, u. a. den Alfred-Döblin- und den Robert Gernhardt-Preis. Kurzeck starb 2013 in Frankfurt am Main.
Rudi Deuble, geboren 1952 in Neuenbürg. Studium der Germanistik und Politikwissenschaft, betreute ab 1990 Peter Kurzeck beim Verlag Stroemfeld/Roter Stern. Heute sein Nachlassverwalter. Verlagsvertreter. Deuble lebt in Frankfurt am Main.

Eine Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft Ruhr im Rahmen von LITERATUR: LITERATUR!
Gefördert von der Alfred und Claire Pott-Stiftung

 

 

05. Dezember 2018 von literadmin
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